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Es war eine dunkle Gewitternacht. Am Himmel zuckten die Blitze, um auf die Erde hernieder sich zustürzen, wie ein Dämon auf seine Beute. In dieser vom Schicksal geweihten Nacht, stieg ein Mann in das Haus der Familie Weißherz ein. Er war gehüllt in einen schwarzen Umhang, der ihn in der Nacht nicht verraten mochte. Er triefte vor Wasser, denn es regnete in Strömen. Der Mann schritt langsam durch den Keller des Hauses Richtung Treppe, die in das Erdgeschoss führte. Auf halber Strecke blieb er stehen. Er vermochte wohl gerade zu denken: War es richtig, das Angebot abzulehnen? Nun, welches Angebot... Das werdet Ihr noch früh genug erfahren. Nun denn, der Mann schien es eilig zu haben, er setzte seine kontinuierliche Schrittart fort. So stieg er auch die Treppe empor, welche sich unter seinem Schritte bog und ächzte, es schien ein altes Haus zu sein. Denn wohl wahr, es zählte schon etliche Generationen. Ohne sich umzublicken, schritt der Unbekannte weiter die Stufen empor, bis er in das Schlafzimmer im Obergeschoss dieses Hauses gelangte. Er trat ein. Das Schloss fiel leise in die Angel, da bewegte sich jemand auf dem Ehebett: Es war eine Frau, so denn schritt der Unbekannte auf sie zu, während er langsam seine Kapuze vom Kopfe streifte. Darunter entbloß sich ein kahler Schädel, der just im Blitze aufzuckte. Das Grollen des Donners war fürchterlich und ließ die Steine des Hauses in den Fugen beben. Die Frau blickte den Unbekannten fortwährend an, sie lächelte. Doch der Mann im Schwarzen Umhang, würdigte ihr keines Aufzuckens im ruhigen Gesicht. Nun schien es jedoch, als ob Mann und Frau sich seit langem kennen würden, als würden sie einander blind vertrauen. So schritt er auch weiter auf das Ehebett zu, wobei er den Umhang ganz abstreifte und zu Boden gleiten ließ. Darunter kam eine blitzende Kettenrüstung zum Vorschein, mit einem Schwarzen Wappen mit weiß-rotem Herzen darauf. Dieses Herz war aber nicht etwa jene kindliche Figur, sondern ein Herzen wie es aus Fleisch und Blut zu bestehen mag. Die Frau lächelte und seufzte, wie froh sie sei, dass er endlich wiederkam, sie erwarte das Ereignis in kürze. Der Mann trat dicht an das Bett heran, beim Anstoß mit der Beinschiene an den Bettrahmen klimperte das lange Schwert auf, welches tief in der mit rotem Tuch und Stein umschlossenen Scheide steckte. Die Gesichter der beiden berührten einander sanft. Ein zärtlicher Kuss wurde ausgetauscht und der Mann bekräftigte, wie sehnsüchtig er auf diesen Moment gewartet habe. Wie sehr er bangte und flehte und betete, es möge endlich ein vom Schicksal versehener Knabe sein. Die Wahrheit war, dass jedes Geborene dieses Paares unglücklichen Zufällen zu Opfer wurden, grausamen Zufällen, die sich beide nicht erklären vermochten. Nun war aber der Augenblick der Schicksalswende gekommen, die Frau seufzte laut auf, kurze, dann längere Schreie verhallten im Raum und im Geäst, jenseits des geöffneten Fensters, durch welches die Geräusche der Nacht sich mit dem Schweiß vermengten. Welche Grausamkeit diese Szene bot, welch Trauer den Mann umnahm, sodass er es nicht verstehen vermochte. So sehr er auch flehte, um Erbarmen bettelte, so sehr vermochte ihn niemand zu erhören. War er deswegen aus der Familie gegangen, um hier auf Erden solch ein Schicksal auferlegt zu bekommen? Solch eine Einsamkeit, die er empfand, trotz seiner Dreisamkeit im Raum; doch so sehr er träumen wollte, so sehr vernahm er doch die Wirklichkeit dieses Trauerspiels. Er sah einen kleinen Kopf durch Haare schimmern, der Schweiß stieg ihm in die Nase, er musste sie rümpfen. Oh, wie hart das Schicksal doch war, sie keuchte und schrie, dass man Angst haben musste, die Ohrmuschel würde sich zusammenziehen. So sehr war der Schmerz, so groß war der Verlust, doch nur für ein, gar zwei Personen, die dritte ward nicht mehr, als das Kleine Geschöpf schlaff, mit der Schnur an die Mutter gekettet, auf dem Laken lag. Danach stöhnte nur noch einer. Er mochte es nicht fassen, weshalb, weshalb war ihm das Schicksal nur so ungnädig? War sie nicht das Einzige gewesen, dass ihn bei seiner Ehre erhielt? Wäre er nicht sonst wieder zurückgekehrt, in den Schatten dieses teuflischen Ortes? Doch, so sehr er phantasierte, den Schweiß roch, ihm übel vor Schwindelkeit wurde, so sehr wünschte er sich Frieden herbei. Doch er wurde nicht erhört, nicht erhört. Stattdessen schwang sich ein ungestümer Wind um das Haus, loderten Flammen auf, erblitzen Gestalten, die schnurgerade aus der Hölle zu kommen schienen. Nun wurde es ihm klarer, nun wusste er, was geschehen würde! Er zog sein Schwert, es glänzte Rot im Flammenmeer. Er keuchte, so angespannt war er, so sehr würden seine Muskeln gespannt sein würden, wenn geschah, was er sich in seiner Phantasie ausmalte. Da erklang ein schriller Schrei, der einem das Mark in den Knochen erstarren lässt. Ein Baum wurde draußen entwurzelt. Da schoss eine riesige Teufelsharphie durch das große Balkonfenster und rammte ihre Krallen tief in das Fleisch der Frau, zupfte an ihrem Ohr, zog an ihrer Brust. Welch Blutschwall ertönte, das Rauschen war unerträglich, die Schrecksekunde vorbei. Wie im Reflex schwang der Mann sein riesiges Schwert, ließ es durch den Blutstrom sausen, dass es sich im Fleisch der Harphie verfing. Dann stieß er zu, als die Federn flogen und ein grausamer Schrei durch den Nachthimmel tönte, lag das Vieh am Boden, besudelt stand er da, den Schrecken ins Gesicht geschrieben. Da lag sie nun auf dem Bett, auch auf dem Boden lagen Teile ihres zarten Körpers. Wer konnte so etwas nur tun? Wer vermochte dies zu veranlassen? Er wusste es, seine Erfahrung trügte ihn nicht. Kurz darauf erschien ein Teufel, der dem Tor der Hölle just entsprang. Es war der Teufel Fisth, wie der Mann gleich erkannte. Der Teufel stieß dem Mann die Hand auf die Brust, flüsterte ihm zu: Das hast du nun davon. Entsetzen spiegelte sich auf dem Gesicht des Mannes wieder, das sich auch gleich zu Hass vernähte. Narben wurden sichtbar, alte Narben der Vergangenheit; war es nicht dieser Teufel gewesen, der ihn damals rettete? Waren sie nicht beste Freunde gewesen, damals in der Kindheit, bis zu jenem Ereignis, bis die Menschenmeid herabstieg, in die er sich so sehens verleibte? Ja, ohne Zweifel, doch wie konnte dieser nur so schrecklich zu ihm sein? Der Teufel begründete nicht, warf ihm nur einen vielsagenden Blick zu, alles andere geschah von alleine. Nun erkannte der Mann, der Luzifer genannt wurde, wie töricht er doch gewesen war. Er verdammte sich, gegen die Familie rebelliert zu haben, er, da er doch so weit oben in der Rangordnung stand. Ihm wurde klar, wie er Fisth danken musste. Noch am Vorabend war ihm das Angebot unterbreitet worden, den Thron zu übernehmen, doch er lehnte ab, sein menschliches Wesen saß ihm zu tief in der Brust, doch nun erkannte er die Wahrheit. Er musste zurückkehren und den Thron der Unsterblichkeit annehmen! Er war der Gott der Hölle! Nun, so kehrte Luzifer nach Hause zurück, ließ aber den Körper seiner leblosen Gefährtin verbrennen, nur den Sohn nicht, er war nicht der Sohn, den er wollte, er war nichts, was ihm wichtig war. Er ließ ihn liegen, zu seinem Glück, muss man sagen. Doch wer jetzt schlechtes denkt, der kennt die Umstände nicht sehr gut, so war doch jedes Höllenwesen mit einer menschlichen Seite verwebt, die zum Vorschein kam, wenn die Sehnsucht ihn erpackte. Es tat ihm dennoch Leid.

So war der Knabe ganz allein, ihm war noch nicht alles Leben entschwunden. Aus dem Munde tropfte ihm Blut, doch war es nicht sein Blut, sondern das seiner Mutter, und das seines Vaters, vermischt, vereint. Die Göttlichkeit schien ihn zu erpacken, aufzumuntern, den leblosen Körper zu beseelen. War er doch im Bauch der Mutter so erquickt gewesen, dass er bald Licht erblicken würde, so war es ihm von vorn herein abgeschnürt gewesen? Das sollte er akzeptieren? Denn durch das Vermischen heiligen Blutes mit dem Blut eines Wesen der Unterwelt, entstand eine Blutsfamilie, die seines Gleichen nicht ergab. Er war ein Individuum, getrennt durch weißes und schwarzes Blut, so war auch seines weder Rot, noch Blau. Es hatte eine göttliche Farbe, wie sich später herausstellte. Nun stieg diese Seele wieder in die leblose Hülle ein, um sein Glück auf Erden zu finden. Das Blut im Munde wurde verschluckt, die Nabelschnur abgebissen und durch einen Aufschrei verschwanden Flammen wie Dämonen aus dem Anwesen. Nur der Wind trocknete seine feuchten Augen, als es aus dem Fenster sich lehnte, so klein und zerbrechlich wie es war, schlief es ein.

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